Dienstag, 8. Dezember 2015

(Rezension) Abschied für immer und nie von Amy Reed

 
Hallo meine Lieben!
 
Heute stelle ich euch ein sehr emotionales Buch vor, das mich richtig überrascht hat:
 
Abschied für immer und nie von Amy Reed
 
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich für das tolle Rezensionsexemplar bedanken, das ich von dem Verlag HarperCollins zugeschickt bekommen habe.
 
Klappentext:
Ein Leben außer Kontrolle.
„Mal im Ernst, Evie, was haben wir schon zu verlieren?“ Was die krebskranke Evie noch will, ist eine letzte Reise. Noch einmal das Adrenalin in den Adern spüren. Noch einmal auf den Rat ihrer Freundin Stella hören: Lebe wagemutig. Aber die Flucht aus der Klinik wird alles verändern …
Evie fällt es unsagbar schwer, in die Welt der Gesunden zurückzufinden. Bis sie Marcus trifft. In seiner Nähe fühlt sie sich lebendig. In seinen Exzessen, seinen fantastischen Höhenflügen. Nur ahnt sie nicht, dass sie nur einen Schritt vor dem Abgrund steht …
 
Erster Satz:
"Kommt, wir gehen in die Cafeteria", sagt Stella.
 
Eigene Inhaltsangabe:
Evie ist eine beliebte Schülerin an der Highschool - Cheerleaderin, eine perfekte Tochter und sie hat einen umwerfend aussehenden Freund, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Doch dieses Leben ändert sich schlagartig, als bei Evie eine seltene und schlimme Krebsform, genannt Ewig-Sarkom festgestellt wird. Obwohl ihre Ärzte alles daran setzten, ihr junges Leben zu retten oder zumindest zu verlängern, schlägt die Chemotherapie nicht ein und das Mädchen hat nur eine Überlebenschance von 4%. Ihr trauriges Schicksal teilt sie nun mir ihren neuen besten "Krankenhausfreunden" Stella und Caleb, die sie ständig ermuntern und zum Lachen bringen. Von ihren Eltern, ihrem Freund Will und ihrer besten Freundin Kasey fühlt sie sich immer mehr unverstanden weil sie im Endeffekt nicht mehr an deren Leben teilnimmt. Als Stella eines Tages mit Calebs Hilfe Evie zu einem riskanten und verbotenem Ausflug aus dem Krankenhaus überredet, ahnt das Mädchen noch nicht, mit welchen Konsequenzen diese Flucht verbunden ist. Danach sprechen die Ärzte von einem Wunder, denn Evie scheint vollkommen geheilt zu sein. Schon bald darf sie nach Hause in ihr altes Leben zurückkehren. Doch nichts ist sie so wie früher - sie ist nicht mehr die alte Evie und die Schuldgefühle, die sie nur plagen, reißen sie in den Abgrund...
 
Meine Meinung:
Als ich das Buch von dem Verlag HarperCollins bekommen habe, dachte ich mir erstmal, dass es bestimmt eine ähnliche Geschichte beinhaltet wie der Bestseller "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Und auch bei den ersten Seiten hatte ich noch diesen Eindruck, doch ab dem Moment, als Evie den schicksalshaften Ausflug unternimmt, hat die Geschichte eine vollkommen andere Wendung eingeschlagen! Ich war ziemlich überrascht, denn mit all dem, was auf den Leser zukommt - war ich schlicht und ergreifend nicht vorbereitet!  "Abschied für immer und nie" ist kein Buch, das von einer Liebesgeschichte handelt, die einem das Herz bricht. Es ist auch kein Buch, in dem es nur so von starken und perfekten Helden wimmelt. Es ist dramatisch, brutal, ergreifend, ehrlich - und doch noch so viel mehr!  
 
Die Protagonistin Evie fand ich am Anfang ziemlich sympathisch und hatte mit ihr unendlich Mitleid, obwohl das für sie das Letzte wäre, was sie sich gewünscht hätte. Dank ihrer Freunde, Stella und Caleb, die für sie stets da waren, auch in den aller schlimmsten Momenten und Schmerzen, die sie bei den vielen Therapien erleiden musste, konnte sie dennoch lachen und ein bisschen Glück verspüren. Als die Ärzte sie plötzlich als "krebsfrei" erklärt und nach Hause geschickt haben, konnte Evie nicht mit ihrem Leben im Krankenhaus abschließen. Ab diesem Moment fühlt sie sich von allen verraten und missverstanden, obwohl sie von ihnen verhätschelt und sehr geliebt wird. Das Problem ist, dass alle von ihr ein bestimmtes Verhalten erwarten und dass sie wieder die alte, beliebte und sorglose Evie von früher wird. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Evie kapselt sich ab, ist depressiv und findet keinen Anschluss mehr in die Welt der "Gesunden". Was in ihr vorging, konnte ich meist gut nachvollziehen, da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird. Natürlich trifft Evie die falschen Entscheidungen und handelt komplett unüberlegt, aber in den meisten Fällen konnte ich mich in sie hineinversetzten und verstehen, warum sie all das tat. Dennoch wollte ich sie oft einfach nur schütteln und sie darauf hinweisen, dass ihre Mitmenschen und Familie sie lieben und nur das Beste für sie wollen, obwohl sie sie mit ihrer Liebe oft schon erdrückten. Denn auch sie taten Fehler und behandelten Evie wie ein rohes Ei und immer noch als das Mädchen mit Krebs, obwohl sie doch nichts anderes als wieder normal sein wollte. Obwohl jeder Verständnis für sie hatte - verstand niemand nur annährend, was sie alles durchmachen musste und wie die Krankheit sie verändert hatte. Zudem wird Evie von Schuldgefühlen geplagt und kann nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet sie wieder gesund ist, obwohl sie das ihrer Meinung nach gar nicht verdient hätte. All das führte dazu, dass das Mädchen eine sehr schwierige und oft anstrengende Protagonistin abgegeben hat und mit der Zeit undankbar und egoistisch rüber kam und auch so handelte. Ich denke jedoch, dass ihr Verhalten absolut realistisch dargestellt wurde und Menschen, die so viel Leid durchmachen mussten, irgendwann die Realität komplett ausblenden und sich immer wieder aufs Neue falsch entscheiden.  
 
Die anderen Charaktere wie z.B. Stella und Caleb konnte ich mir sehr gut vorstellen. Vor allem ist Stella ein sehr markanter, humorvoller, sarkastischer und starker Mensch, den man einfach mögen muss - wenn man sie näher kennenlernt. Über Evies Eltern und deren überfürsorgliches Verhalten habe ich mich oft geärgert, obwohl ich ihre Handlung auch irgendwo nachvollziehen konnte. All die anderen Romanfiguren fand ich auch sehr gut ausgearbeitet und facettenreich, obwohl manche wie z.B. Kasey mir dann doch etwas zu klischeehaft waren.
 
Der Schreibstil der Autorin ist sehr emotional und fesselnd. Es gibt unheimlich viele Stellen die sich poetisch anhören und noch mehr, die von einem schlimmen Schmerz gekennzeichnet sind und unter die Haut gehen.
 
Die Handlung fand ich immer spannend, es gab vielleicht klitzekleine Stellen im Buch, die etwas in die Länge gezogen wurden, dennoch fand ich sie nie langweilig. Die Geschichte überzeugt vor allem mit überraschenden Wendungen. Ich dachte z.B. oft, dass ich weiß, in welche Richtung das Buch ungefähr gehen wird, doch im Endeffekt wurde ich immer wieder überrascht und war über den Ausgang schockiert.
 
So habe ich mich natürlich die ganze Zeit gefragt, wohin die Geschichte denn eig. führt. Evie lernt in der Zwischenzeit Marcus kennen, für den sie eig.leben möchte und der ihr auch gut tut. Dennoch tun sich Abgründe auf, die für das Mädchen einfach zu tief sind und sie mit hineinziehen. Man weiß bis zum Schluss nicht, wie die Story endet und ob Evie noch zu sich und ihr persönliches Glück findet.
Ich muss sagen, ich war nach dem ich das Buch zu Ende gelesen habe, doch ziemlich überrascht und die Geschichte lässt mich aber leider mit offenen Fragen und gemischten Gefühlen zurück.
 
 
Zitat:
Ich habe keine Ahnung, was mit mir geschieht wenn ich tot bin. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich anfangen soll, es mir vorzustellen. Die Leute erzählen mir immer, wir ruhig und friedlich es sein wird, dass ich an einen Ort komme, an dem ich für immer glücklich bin, aber ich glaube ihnen nicht. Es wird ein Ort ohne Will sein. Das weiß ich mit Sicherheit. Wo ich auch hingehe, ich muss ihn zurücklassen. Und das soll das Paradies sein? Was nützt mir der Himmel, wenn der Mensch fehlt, den man am meisten liebt auf der Welt?
 
Cover:
Das Cover ist ziemlich unspektakulär und dezent gehalten. Im Hintergrund ist eine Stadt voller funkelnder Lichter zu sehen. Darauf prangt der Titel, der in meinen Augen sehr interessant aussieht und den Inhalt in gewisser Weise wiedergibt - denn, wenn man genauer hinschaut, kann man erkennen, dass die Buchstaben verschmiert sind. Das hat auch einen Grund, denn so sieht eine Schrift aus, auf die Tränen getropft sind. Das erinnert mich gleich an Evie, die hin und wieder Briefe an Stella geschrieben und dabei auch geweint hat.
 
Fazit:
Die tiefgründige Geschichte überzeugt mit sehr emotionaler und überraschender Handlung. Ich war von dem Verlauf des Buches sehr bewegt, schockiert, traurig und auch nach dem ich es zu Ende gelesen habe, muss ich über vieles noch ein mal nachdenken und mir bewusst machen, wo in meinem Leben die Prioritäten stehen und ob sie nicht woanders setzten soll. 
Auf die Protagonistin muss man sich erst einlassen, denn es ist nicht leicht, zu verstehen, warum sie sie sich so verhält. Dennoch konnte ich mich in sie hineinversetzen und wusste dass bei ihrer Denkweise auch kein anderes Verhalten möglich war.
Die Geschichte hat mich berührt, zum Weinen und Lachen gebracht und ich kann dieses Buch nur weiter empfehlen. Ja, es ist sehr deprimierend und nichts für zwischendurch, dennoch ist es bereichernd und bringt einen zum Nachdenken.
Es fällt mir gerade schwer, das Buch zu bewerten, denn es ist auf der einen Seite genial, absolut ehrlich und realistisch, auf der anderen Seite fand ich aber, dass es doch für meinen Geschmack einfach zu traurig war. Die Protagonistin hat sich im Laufe der Geschichte auch stark verändert und wurde mir mit der Zeit weniger sympathisch weil sie so egoistisch und undankbar gehandelt hat. Auch das Ende hat mir ehrlich gesagt nicht so gut gefallen, es ist einfach viel zu offen. Deshalb vergebe ich 4 von 5 möglichen Sternen.
 
 
Über die Autorin:
 
Amy Reed, geboren und aufgewachsen in und um Seattle, hat vor ihrem 18. Lebensjahr acht Schulen besucht. Die häufigen Umzüge haben sie rastlos gemacht. Nach dem Abschluss der Film-Hochschule in San Francisco hat sie ihren Master in Creative Writing auf dem New College in California absolviert. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Ashville, North Carolina, wo sie sich endlich zu Hause fühlt.
 

1 Kommentar:

  1. Es ist auch wirklich nicht leicht, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen. Wer mag schon sagen, wie man in einer solchen Situation fühlt?

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