Dienstag, 22. Dezember 2015

(Rezension) Das Feuerzeichen von Francesca Haig

 
Hallo ihr lieben,
 
heute stelle ich euch ein dystopisches Buch vor, das mich trotz kleiner Schwächen begeistern konnte:
 
Das Feuerzeichen von Francesca Haig
 
Klappentext:
Als Zwillinge geboren, zu Feinden erzogen Vierhundert Jahre in der Zukunft: Durch eine nukleare Katastrophe wurde die Menschheit zurück ins Mittelalter katapultiert. Es ist eine Welt, in der nur noch Zwillinge geboren werden. Zwillinge, die so eng miteinander verbunden sind, dass sie ohne einander nicht überleben können. Allerdings hat immer einer von beiden einen Makel. Diese sogenannten Omegas werden gebrandmarkt und verstoßen. Es ist die Welt der jungen Cass, die selbst eine Omega ist, weil sie das zweite Gesicht besitzt. Während sie Verbannung, Armut und Demütigung erdulden muss, macht ihr Zwillingsbruder Zach Karriere in der Politik. Cass kann und will diese Ungerechtigkeit nicht länger ertragen und beschließt zu kämpfen. Für Freiheit. Für Gerechtigkeit. Für eine Welt, in der niemand mehr ausgegrenzt wird. Doch die Rebellion hat ihren Preis, denn sollte Zach dabei sterben, kostet das auch Cass das Leben …
 
Erster Satz:
Ich hatte immer gedacht, sie würden nachts kommen, stattdessen ritten die sechs Männer zur heißesten Zeit des Tages über das Flachland.
 
Meine Meinung:
Als ich das erste Mal von diesem Buch gehört habe, stand es für mich fest, dass ich es unbedingt lesen muss! Da ich auch ein großer Fan von Dystopien bin, habe ich mir "Das Feuerzeichen" auch gleich am Erscheinungstag geholt. Leider habe ich anscheinend zu viel von diesem Roman erwartet, denn im Endeffekt habe ich Wochen gebraucht, um es überhaupt zu Ende zu lesen. Der Grund dafür war einfach, dass der komplette Mittelteil ziemlich langatmig und langweilig geschrieben wurde. Aber darauf komme ich noch später.
 
Die Welt, die die Autorin Francesca Haig erschaffen hat, ist ziemlich düster. Die Handlung spielt sich ungefähr 400 Jahre in der Zukunft ab und nach dem es in der Vergangenheit eine schlimme Explosion gab, gibt es seit diesem Zeitpunkt so gut wie keine Technik und Elektronik mehr, die damals zu der Katastrophe geführt haben.
Ab diesem Zeitpunkt kommen auch nur Zwillinge auf die Welt, die ab nun in Alphas und Omegas aufgeteilt werden. Die Alphas sind diejenigen, die ohne jeglichen Makel zur Welt kommen, die Omegas dagegen werden immer mit Behinderungen geboren und so früh wie möglich gebrandmarkt und von den Eltern und dem anderen Zwilling getrennt und fortgebracht. Obwohl sie ein Leben in Armut fristen müssen und von der Gesellschaft der Alphas wie Aussätzige behandelt werden, sind sie ihr Leben lang miteinander verbunden, denn - wenn der eine stirbt, stirbt auch der andere! Alle Versuche, diese Verbindung zu kappen sind immer gescheitert.
 
Die Idee an sich fand ich grandios, neu und ziemlich originell. Das Buch hört sich somit vielversprechend und richtig spannend an. Leider war eher das Gegenteil der Fall. Wahrscheinlich setzte ich mal wieder zu hohe Erwartungen an die Geschichte, denn im Endeffekt fing sie noch relativ spannend an, aber ab einem gewissen Zeitpunkt war der komplette Mittelteil nur noch langweilig und zog sich unnötig in die Länge. Ich hatte das Gefühl, dass überhaupt nichts interessantes mehr passiert. 
Die Autorin hat irgendwann mal auch eine Liebesgeschichte eingebaut, die vorhersehbar war und mich deshalb nicht aus den Socken gehauen hat. Von Romantik war auch keine Spur, die Beziehung stand immer stark im Hintergrund, wie das in den Dystopien auch meist der Fall ist.
 
Die Charaktere fand ich dagegen sehr gut ausgearbeitet und facettenreich. Die beiden Zwillinge Zach und Cass fand ich soweit ziemlich faszinierend. Man verfolgt als Leser wie Zach sich in seiner Kindheit verändert und durch seine Umgebung lernt, an seiner Schwester zu zweifeln und sie als einen Menschen zweiter Klasse zu betrachten. Im Gegensatz zu anderen Zwillingen wurden die beiden erst später getrennt, da es den Eltern erst nach Jahren bewusst wurde, wer von ihren Kindern jetzt zu den Omegas und wer zu den Alphas gehört. Cass ist nämlich eine Seherin ohne körperliche Behinderung und kann ihre Gabe, die zugleich ein Fluch ist, deshalb auch jahrelang gut verstecken. Dennoch kann das nicht für immer ein Geheimnis bleiben und eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht und die Protagonistin muss ihre Familie verlassen.
Inzwischen sind Cass und Zach erwachsen. Die Protagonistin kam mir ab diesem Zeitpunkt sehr passiv und ein wenig emotionslos vor. Auch Zach hat sich stark verändert. Nun bekleidet er eine hohe Position im Rat und fürchtet sich vor einem Komplott und Menschen, die sich gegen ihn und seine Ideen verschwören könnten. Dabei weiß er, dass man ihn nicht zu beseitigen, sprich, umzubringen braucht - viel leichter wäre es, Cass ausfindig zu machen und sie, die schutzlos unter den anderen, armen Omegas ist, zu töten. Deshalb trifft er die grausame Entscheidung, Cass in ein Verwahrungsgebäude zu verfrachten, aus dem es kein Entkommen gibt. Was dort aber wirklich vor sich geht, ist schockierend und menschenunwürdig.
 
Die anderen Charaktere wie z.B. Kip fand ich dagegen viel fröhlicher und mochte ihn von Anfang an sehr gern. An dieser Stelle möchte ich aber nicht verraten, welche Rolle er in dieser Geschichte spielt, weil seine Herkunft tatsächlich noch das Interessanteste war.
 
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und ihre Beschreibung sehr detailliert.
 
Das Ende des ersten Teils dieser Dystopie ist sehr spannend. Ich hätte damit kaum gerechnet, nachdem der Mittelteil sich so in die Länge gezogen hat. Deshalb war ich über den Ausgang mehr als überrascht, eig. hat es mich schockiert, denn mit so etwas hätte ich niemals gerechnet! Und somit hat sich die Frage auch gleich erledigt, die ich mir gestellt habe, als ich all die langatmigen Stellen las, ob ich mir den zweiten Band auch holen werde. Denn nach diesem Ende muss ich unbedingt wissen wie es weiter geht!
 
Zitat:
Die schlummernden Gestalten waren noch Kinder, die ältesten vielleicht zwölf und die kleinsten noch Babys, unglaublich verwundbar in ihrem tiefen Schlaf. Einigen von ihnen stand wie jungen Vögelchen der Mund offen. In einem Bett neben mir hatte sich ein kleines Mädchen von seinen Laken freigestrampelt und lag Daumen lutschend auf der Seite. Auf jedem einzelnen Gesicht konnte man das Brandzeichen erkennen.
 
Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut, da es den Inhalt perfekt widerspiegelt. An sich ist das auch ein faszinierender Eyecatcher, da das weiße Papier auf dem Cover wie verbrannt aussieht und auch das Omega Zeichen wurde hier so zusagen eingebrannt und daraus steigt noch der Rauch empor. Auch der Titel wurde hier farblich angepasst.
 
Fazit:
An sich fand ich die Idee wirklich gut. Leider war die Umsetzung nicht ganz optimal, denn in meinen Augen sollte die Autorin auf jeden Fall noch an dem Mittelteil arbeiten. Der besaß nämlich viel zu viele langatmige und langweilige Stellen. Dafür waren aber der Anfang und das Ende sehr spannend. Einige Geheimnisse wurden letztendlich enthüllt, dennoch endet das Buch mit einem Cliffhänger und ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht.
Eigentlich hatte ich anfangs vor, nur 3 Sterne für diese eher mittelmäßige Geschichte zu vergeben, aber die Autorin konnte mich letztendlich mit den vielen Enthüllungen und Geschehnissen, die zum Schluss stattfanden, fesseln und begeistern. Deshalb gibt es von mir 4 von 5 möglichen Sternen!
 
 
Über die Autorin:
 
Francesca Haig wuchs in Tasmanien auf und promovierte in Literaturwissenschaften an der Universität Melbourne. Wenn sie nicht gerade an ihren eigenen Texten arbeitet, unterrichtet sie Kreatives Schreiben an der Universität von Chester. Für ihre Gedichtsammlungen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Mit Das Feuerzeichen legt sie nun ihre erste Romantrilogie vor. Francesca Haig lebt mit ihrer Familie in London.

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