Samstag, 21. Mai 2016

(Rezension) Wie Monde so silbern von Marissa Meyer

 
 
 
Cinder lebt bei ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern, arbeitet als Mechanikerin und versucht gegen alle Widerstände, sich nicht unterkriegen zu lassen. Als eines Tages in unauffälliger Kleidung niemand anderes als Prinz Kai an ihrem Marktstand auftaucht, wirft das unzählige Fragen auf: Warum braucht Kai ihre Hilfe? Und was hat es mit dem plötzlichen Besuch der Königin von Luna auf sich, die den Prinzen unbedingt heiraten will? Die Ereignisse überschlagen sich, bis sie während des großen Balls, auf den Cinder sich einschmuggelt, ihren Höhepunkt finden. Und diesmal wird Cinder mehr verlieren als nur ihren Schuh …
 
 
 
Die Schraube in Cinders Fußgelenk war verrostet, der Schlitz zur Mulde zermalmt.
 
 
 
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich für den Auftakt der Luna Chroniken unglaublich lange gebraucht habe, bis ich ihn zu Ende gelesen habe. Das Buch habe ich schon vor ein paar Monaten angefangen und konnte mich anfangs so gar nicht in der Geschichte zurechtfinden, weil sie für meinen Geschmack sehr ungewöhnlich war (darauf komme ich aber noch). Also habe ich die Reihe vorerst abgebrochen und mich anderen Büchern gewidmet. Da ich aber jedoch von so vielen Seiten immer wieder hörte, wie toll diese Bücher seien, gab ich "Wie Monde so silbern" eine zweite Chance und wurde nicht enttäuscht! Allerdings kamen ein paar Rezensionsexemplare dazwischen und ich ließ das Buch leider wieder auf der Seite liegen. Jetzt aber endlich habe ich es beendet und weil ich es im Großen und Ganzen doch so schön fand und unbedingt wissen wollte, wie es denn weiter geht, habe ich gleich daraufhin mit dem 2. Band begonnen!
 
Die Geschichte empfand ich wie ich schon sagte, anfangs etwas seltsam und sehr gewöhnungsbedürftig. Ich lese zwar unglaublich gerne Märchenadaptionen und Dystopien, aber die Luna - Chroniken kann man dennoch schwer einem bestimmten Genre zuordnen, da es eine Mischung auch vielen Elementen ist. So z.B. ist das zudem eine Jugendreihe mit starkem Science - Fiction Einfluss. Bei so vielen verschiedenen Elementen tat ich mir also schwer und den Einstieg habe ich als alles andere als leicht empfunden.
 
Die Protagonistin Cinder, um die es im ersten Band dieser Reihe geht, ist kein "normales" 16-jähriges Mädchen, sondern ein Cyborg - ein Mensch, bei dem einige der eigenen Körperteile und Organe gegen mechanische ersetzt wurden. Das finden nicht nur wir Leser seltsam und erstaunlich, denn auch beim Asiatischen Staatenbund, in dem Cinder lebt, wird diese Tatsache mit Skepsis beäugt. Die meisten halten die Protagonistin deshalb nicht mal für einen richtigen Menschen und so hatte Cinder es in ihrem Leben noch nie leicht gehabt. Ihre grausame Stiefmutter und ihre beiden Stiefschwestern halten sie zudem auch noch als Dienerin oder gar Sklavin und lassen sie als Mechanikerin für deren Unterhalt Geld verdienen. Als eines Tages der umwerfend gut aussehende Prinz des Asiatischen Staatenbundes plötzlich in ihrer Werkstatt auftaucht, ahnt Cinder noch nicht, dass sein Besuch etwas mit der Königin von Lunaria zu tun hat, die er zum Wohle des Volkes heiraten soll...  
 
Die Charaktere fand ich allesamt sehr facettenreich und gut ausgearbeitet. Cinder ist ein außergewöhnliches und kluges Mädchen, das oft etwas schüchtern, dennoch rebellisch und störrisch rüber kam. Ihr Verhalten konnte ich aber so gut wie immer nachvollziehen und mochte sie sehr gern.
 
Die anderen Charaktere wie z.B. Prinz Kai fand ich sympathisch sowie charmant. Die Anti- Protagonisten in dieser Geschichte sind wohl natürlich Cinders böse Stiefmutter sowie die Königin von Luna - Levana. Über letztere hätte ich eindeutig gern mehr erfahren. Ich fand es wirklich schade, dass die Autorin so wenig auf die Lunarier eingegangen ist, die ein überaus faszinierendes Volk abgeben. Wir wissen praktisch nur, dass sie unter der grausamen Herrschaft von Königin Levana auf dem Mond leben und über besondere Illusionsfähigkeiten verfügen. Die Einzelheiten wurden leider nicht vertieft, aber ich hoffe, dass die Autorin diesen Mangel in den weiteren Bänden behebt.
 
Die Idee an sich, dass man ein klassisches Märchen neu erzählt und es in eine Dystopie verpackt, fand ich ansprechend, vor allem weil diese Idee einfach nur genial umgesetzt wurde! So soll laut Marissa Meyer, Cinder die neue Cinderella sein, die bei ihrer bösen Stiefmutter lebt und diesmal auf dem großen Ball nicht nur ihren Schuh verliert. Naja, so weit war das aber auch schon alles und der Auftakt der Luna Chroniken hat ansonsten keine weiteren Parallelen, die uns an das altbekannte Märchen erinnern. Dafür hat die Autorin aber eine komplexe Zukunftswelt entworfen, laut der der Asiatische Staatenbund der Nabel der Welt sei. Ich fand das neue Politikbild wirklich sehr erfrischend, da die Geschichte sich diesmal nicht in einem neuerbauten Amerika oder Europa abspielt, sondern in Neu Peking. Auch die Krankheit, die von allen "Die blaue Pest" genannt wird, und über das Kontinent herrscht, fand ich gut recherchiert, bzw. mit Hintergründen und treffenden Erklärungen dargestellt.
Auch das Volk der Lunarier fand ich sehr interessant und die Idee, dass ein Leben auf dem Mond möglich ist!
 
Die Handlung fand ich durchgehend spannend. Es gab viele Ereignisse, die sich überschlugen und bei denen man das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Dennoch war es etwas schade, dass die Handlung meist sehr vorhersehbar und nicht überraschend war. So war ich mir schon zu Anfang über die gesamte Entwicklung im Bilde und meine Vermutungen haben sich bis auf weiteres bestätigt. Trotzdem kam bei mir nie Langeweile auf und die Geschichte wirkte auf mich fesselnd.
 
Der Schreibstil der Autorin ist locker, fließend, aber auch gefühlvoll. Die Beschreibungen der Umgebung empfand ich als interessant und konnte mir die Orte gut vorstellen, obwohl mir vieles unbekannt war. Die Emotionen der Protagonisten fand ich ebenso gut dargestellt und ausgedrückt. So konnte ich mit ihnen mitfühlen und war von der Handlung oft sehr ergriffen.
 
Das Ende hat einen mega, mega, mega Cliffhänger und ich konnte einfach nicht anders, als sofort mit dem 2. Band anzufangen!
 
 
 
Kai blickte sie schräg von der Seite an. Sein Blick war intensiv. "Ich finde ja, du solltest mit mir zum Ball gehen."
Er war so ernst, so bestimmt. Und sie war so nervös.
"Aber es gibt ungefähr zweihunderttausend Mädchen in dieser Stadt, die sich ein Bein ausreißen würden, um dich zu begleiten."
 
 
 
Das Cover sieht für mich sehr edel aus und es gefällt mir außerordentlich gut. Es ist zwar schlicht und bei jedem Band in schwarz gehalten, dennoch ist es ein toller Eyecatcher, der vor allem bei dem 1. Teil wunderschön silbern funkelt.
 
 
 
*ungewöhnlich, facettenreich, emotional*
 
 
 
Der Auftakt der Luna Chroniken überrascht mit frischen und außergewöhnlichen Ideen. Zudem ist die Handlung spannend und emotional. Die Charaktere wurden mit viel Liebe ausgearbeitet und ich fand sie allesamt sympathisch. Die Anti-Helden der Geschichte hatten auf mich einen faszinierenden Eindruck gemacht und ich fand es schade, dass ich nicht viel mehr über sie erfahren konnte. Da mir zu den Lunariern also einige detaillierten Informationen gefehlt haben und ich die Geschichte außerdem ziemlich vorhersehbar fand, vergebe ich 4 von 5 möglichen Blumen!
 
 
 
 
Marissa MeyerMarissa Meyer liebt Fantasy, Grimms Märchen und Jane Austen. Sie hat Kreatives Schreiben mit dem Schwerpunkt Kinderliteratur studiert und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in Tacoma, Washington. Die vier Bände der "Luna-Chroniken" sind ihr Debüt als Schriftstellerin.
 
 
 
     
 
-Wie Monde so silbern, Band 1
-Wie Blut so rot, Band 2
-Wie Sterne so golden, Band 3
-Wie Schnee so weiß, Band 4
 
 

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